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Lok 99 6102 „Fiffi“
99 6102 'Fiffi'

Die Lok 99 6102 „Fiffi“

  
Lok Fiffi - 21/68 KB
Lok 99 6102-0 Fiffi wenige Tage vor ihrer Wiederindienststellung 1997 im Bahnhof Gernrode
Foto: Heiko Fricke   Vergrößern
 

Von 1990 bis 2008 befand sich Dampflokomotive 99 6102 mit dem Spitznamen „(der) Fiffi“ in Pflege durch den Freundeskreis Selketalbahn e. V. (FKS). Durch die uneigennützige Arbeit einiger Vereinsfreunde, durch die kostenlose Unterstützung des Werkstattpersonals der HSB in Wernigerode und durch zahlreiche Spenden war es möglich, dass reichlich 10 Jahre nach Außerdienststellung Fiffi wieder unter Dampf stehen konnte. Mit Ablauf der Fristen im April 2007 lief auch die Laufzeit des Pflegevertrags aus.
Da die Lok über Jahre wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit war, ist sie auch Bestandteil des Vereinslogos.

Technische Details zum „Fiffi“ und zum „Pfiffi“ (Schwesterlok 99 6101) sind unter den Fahrzeugporträts 99 6101 und 99 6102 zu finden. Wir möchten hier die wechselvolle Geschichte von Fiffi wiedergeben.

Um die Brauchbarkeit vergleichen zu können, ließ die Heeresfeldbahn von der Lokomotivfabrik Henschel in Kassel zwei Dampfloks bauen. Die eine Lok wurde als Heißdampfmaschine und die andere – der Fiffi – als Naßdampfmaschine ausgeliefert. Äußerlich unterscheiden sich beide Loks am auffälligsten nur durch den kürzeren Wasserkasten der Heißdampflok. Auf einer eigens für die Versuchsfahrten vom Württembergischen Eisenbahnregiment errichteten Strecke bei Drei Annen Hohne im Oberharz wurden im Jahre 1915 die Maschinen getestet. Da die Versuche auf der 40‰ steilen Strecke recht erfolgreich verliefen, bemühte sich die Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE) um den Kauf der Versuchsloks. Die NWE erhielt die Heißdampflok (Lok NWE 6), während Fiffi zunächst an die Nassauische Kleinbahn AG verkauft wurde und erst 1920 zur NWE (Lok NWE 7) kam. Die Lok hat man mit Hardy-Vakuumbremse (Saugluftbremse) ausgerüstet und am 10. Mai 1921 zwischen Wernigerode und Steinerne Renne erprobt.
Die beiden Heeresfeldbahnloks wurden bei der NWE vorwiegend im Rangierdienst und beim Rollbockverkehr in Wernigerode bzw. Nordhausen eingesetzt.
Als für die Bauzüge zum Wiederaufbau der Selketalbahn Loks gebraucht wurden, vermietete die NWE neben ihrer Lok Nr. 1 auch Lok NWE 7 an die GHE.
Nach der Verstaatlichung der NWE und Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn (DR) im Jahre 1949 erhielt Fiffi die Nummer 99 6102.
Auf der infolge Reparationen demontierten Selketalbahn wurden nach dem Wiederaufbau im Jahre 1949 Lokomotiven gebraucht. Deshalb brachte man zeitweise auch Lok 99 6102 auf diese Strecke.
Bei einer Ausbesserung L0 in Wernigerode Westerntor vom 15.11.1962 bis 24.02.1963 baute man die Lokbremse (Zusatzbremse) von Dampfbremse auf Druckluftbremse (zweistufige Luftpumpe, kleiner Hauptluftbehälter in Rahmenmitte) um. Die Druckluftbremse wirkte nur für die Lok. Die Wagen wurden weiter mit der Hardy-Bremse gebremst. 1967 erfolgte der Ersatz der kupfernen Feuerbüchse durch eine geschweißte Stahlbüchse. Die Zylinder haben seit 1967 Trofimow-Kolbenschieber.
Mit einem Packwagen am Haken war (am 31.10.1983) Fiffi die erste Dampflok, die nach dem Wiederaufbau den Abschnitt Straßberg – Stiege befuhr.
Da in den 1980er Jahren die schrittweise Umstellung des Wagenparks von Saugluftbremse auf Druckluftbremse vorgenommen wurde, erhielt der Fiffi im August 1986 bei einem Werkstattaufenthalt in Wernigerode Westerntor eine Druckluft-Zugbremse der Bauart Knorr. Die Saugluftbremse wurde hingegen ausgebaut. Nach erfolgreicher Abnahmefahrt am 01.09.1986 und Bewährung im Rangierdienst fuhr die Lok nach Gernrode, von wo aus sie vor planmäßigen Zügen zum Einsatz kam.
Nach Hinweisen durch die Bm und vom Bw Wernigerode auf die knapp 11 t Achsmasse der Loks 99 6101 und 99 6102 bei zulässigen 10 t auf den Harzer Schmalspurbahnen verfügte die Rbd Magdeburg, dass nach über 60 Jahren Einsatz die beiden Lokomotiven nur noch mit Sondergenehmigung und nur mit 10 km/h Höchstgeschwindigkeit eingesetzt werden dürfen. So wurde Lok 99 6102 am 03.11.1986 mit 10 km/h als Lokzug nach Wernigerode überführt. Dort stand sie nur noch herum. Am 31.01.1987 lief die Kesselfrist ab. Schwesterlok 99 6101 durfte sich hingegen noch im Verschubdienst mit den Rollwagen nützlich machen und wurde sogar noch am 15.12.1986 zur Hauptuntersuchung in das Raw Görlitz geschickt.
Anlässlich zur 100 Jahr-Feier der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE) im August 1987 weilte Lok 99 6102 ein paar Tage auf einer Fahrzeugaustellung in Gernrode. Im September 1987 war die 99 6102 auf einer Fahrzeugausstellung im Bahnhof Benneckenstein aus Anlass des in Erfurt durchgeführten MOROP-Kongresses. Danach stand die Lok auf dem Abstellgleis neben dem Gernröder Lokschuppen,

  
Sonderzug mit 99 6102 - 9,5/63,7 KB
Lok 99 6102-0 Fiffi mit dem ersten Sonderzug nach Wiederindienststellung
Foto: Klaus Gottschling   Vergrößern
 

Im Jahr 1990 übergab die DR Lok 99 6102 in die Obhut der AG Selketalbahn, aus der unser Verein „Freundeskreis Selketalbahn e. V.“ hervorgegangen ist. Fiffi kam somit nach Gernrode zurück. Mit dem seit 1. Februar 1993 neuen Eigentümer der Lok – der HSB – und dem Verein wurde ein Pflegevertrag abgeschlossen.
Im Sommer 1996 beschloss unser Vereinsvorstand, mit den Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Lok zu beginnen. Dazu musste Fiffi in Einzelteile zerlegt werden. Mit dem Auseinandernehmen begann die „Arbeitsgruppe 99 6102“ am 31. Oktober 1996. Dank der Hilfe vom Verein IG Harzer Schmalspurbahnen e. V. erfolgte am 24. November die Überführung von Fiffis Fahrwerk und Kessel nach Wernigerode Westerntor. Die eigenartige Fuhre zog Schwesterlok 99 6101. In der Wernigeröder Lokwerkstatt wurde Fiffis Kessel vom Fahrwerk gelöst, um ihn zur Aufarbeitung in das Ausbesserungswerk Meiningen zu bringen. Viele Wochenendeinsätze unserer Vereinsfreunde waren nötig zum Aufarbeiten der Einzelteile und zum Zusammenbau von Fiffi. Lohn der Mühen war die feierliche Wiederindienststellung am 7. August 1997. Dieses Ereignis bildete zugleich den Höhepunkt der Feierlichkeiten anlässlich „110 Jahre Eröffnung der Strecke Gernrode – Mägdesprung durch die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft“.
Lok Fiffi kam seitdem vor Sonderzügen und bei Charterfahrten zum Einsatz. Einige Sonderfahrten führten sogar von Gernrode hinauf zum Brocken und zurück.

Am 31. Juli 2001 lief nach vier Jahren die Frist für die Lok ab. Damit Fiffi wieder fahren durfte, mußte eine Hauptuntersuchung (HU) durchgeführt werden. Auf der Mitgliederversammlung im März 2001 hatten sich die Mitglieder mehrheitlich für das Durchführen der HU entschieden. Das verfügbare Geld in der Vereinskasse und die Möglichkeit, selbst einige Arbeiten ausführen zu dürfen, war ein wesentlicher Grund dafür, weshalb der Verein sich statt für das Dampflokwerk Meiningen für die Mansfelder Lok- und Waggonbau Bahnwerkstatt GmbH Benndorf (MaLoWa) entschieden hatte.
Bei der Wiederinbetriebnahme gab es zunächst einige Probleme. Ab 30. April 2002 war Lok 99 6102 wieder betriebsfähig. Als Abnahmedatum nach der HU wurde der 26.04.2002 (Probefahrt) an der Lok angeschrieben. Die Maschine lief zur vollen Zufriedenheit des Stammpersonals.
Im Zusammenhang mit dem planmäßigen Auswaschen des Kessels wurden im Herbst 2003 Schäden am Kessel festgestellt. Die Lok mußte zunächst abgestellt werden. Um diese Schäden zu beseitigen, hatte der Freundeskreis Selketalbahn den Transport, die Reparatur durch die MaLoWa-Werkstatt und die Abnahme durch den Kesselprüfer bezahlt. Ab 30.04.2004 (Kessel-HU) war die Lok wieder vor Sonderzügen und gelegentlich sogar vor Planzügen im Einsatz.
Nach drei Jahren – im April 2007 – lief entsprechend den Vorschriften wieder die Frist für den Kessel ab. Aufgrund des Zustands und der bestandenen Wasserdruckprobe verlängerte der Kesselprüfer die Frist um ein Jahr. Im April 2008 endete die verlängerte Kesselfrist. Im Mai ließ die HSB Lok 99 6102 in das Dampflokwerk Meiningen bringen. Dort hat man zur Erfassung des Aufwandes für die Hauptuntersuchung (HU) die Lok in Einzelteile zerlegt. Nach Begutachtung des Kessels kam man zu dem Schluss, dass der Kessel durch einen neuen Kessel ersetzt werden muss. Die Kosten für die HU wurden auf 350.000 € (200.000 € Kesselneubau, 150.000 € HU) geschätzt.
Aufgrund der unerwartet hohen Kosten und des geringen Bedarfs am Einsatz der Lok hat die HSB sich entschieden, Lok 99 6102 von der Unterhaltung zurückzustellen (z-stellen) und keine HU durchführen zu lassen. Falls die finanziellen Mittel verfügbar sind, sollte die Lok lediglich wieder zusammengebaut und in den Harz transportiert werden.

Lange Zeit passierte nichts bei Lok 99 6102.
Mitte 2015 wurden die Einzelteile des „Fiffi“ nach Benndorf zur MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH transportiert.
Da in Meiningen Teile verloren gingen und nachgefertigt werden mussten sowie weiteren Gründen, zog sich die rollfähige aber nicht betriebsfähige Aufarbeitung in die Länge.
Am 13.11.2019 wurde die Lok von Benndorf nach Wernigerode Westerntor transportiert.
Nach ein paar Tagen in der Werkstatt erfolgte am 27.11.2019 (Mi.) der Transport nach Gernrode per Straßentieflader, wo die Lok in der ehemaligen Umladung abgeladen wurde. Als Lok 99 7232 aufgrund von Sonderfahrten in Gernrode war, wurde mit ihr am 30.11.2019 (Sa.) der Fiffi in seinen Schuppen geschoben.

Weitere Informationen zur Geschichte der Lok Fiffi hat Alexander Mai zusammengetragen.

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